Hey Leser,
seit gestern ist bekannt, das Google in ihren StreetView-Fahrzeugen auch Geräte haben zum WLAN scannen.
http://www.zdnet.de
[...]google_scannt_bei_street_view_fahrten_auch_wlan_netze[...]
Die Technik dazu heisst "Wardriving". Genaugenomen fahre ich dabei mit einem Auto durch eine Stadt und scanne alle WLAN-Netze. Dabei bekomme ich über das WLAN-Netz nicht mehr Daten als Name (SSID), Verschlüsselungstechnik (WEP, WPA, WPA2) sowie einen ungefähren Ort und die MAC-Adresse des AP. Wenn ich einen Wlan-Acess-Point mehrfach von verschiedenen Positionen scanne, kann ich aus den unterschiedlichen Signalstärken seine Position berechnen, vorrausgesetzt ich kenne meine eigene.
Der Sinn hinter Googles Bemühungen diese Daten zu sammeln ist folgender: In Großststädten kann man oft, aufgrund der tiefen Häuserschluchten, kein ordentliches GPS empfangen, und wenn, dann bekommt man nur ein sehr ungenaues Signal.
Mit den Informationen über die Positionen der WLAN-Access-Points lässt sich ein zweites System aufbauen, das entweder ergänzend (bei geringer WLAN-Dichte) oder eigenständig (bei sehr hoher WLAN-Dichte)arbeitet und einem die eigene Position zeigt.
Je weiter man sich von einem WLAN-AP entfernt, desto schwächer wird das Signal. D.h. ich kann aus der Signalstärke auf die Entfernung schliessen. Habe ich nun mehrere WLAN-APs in Reichweite und kenne deren Position, so befinde ich mich im Schnittpunkt der Kreise mit der Entfernung vom AP als Radius.
Natürlich sind dafür große Datenbanken mit Millionen von WLAN-Access-Points notwendig, hier reicht es aber eine geographische Position und eine MAC-Adresse einzutragen. Die SSID kann sich ändern, die Verschlüsselung auch. Lediglich die MAC-Adresse bleibt (fast) immer gleich.
Solange also ein System diese Daten aus der Datenbank anonym abfragen kann und diese Abfragen nicht mitgeloggt werden, so ist dem Datenschutz ausreichend Sorge getragen.
Aus der MAC-Adresse lässt sich nicht auf den Namen des Besitzers, oder sonst irgend welche Datenschutzrechtlich bedenklichen Daten schliessen.
Was Google da also macht, ist Daten zu sammeln für ein Positionierungssystem, das auch in Gebäuden und tiefen Straßenschluchten arbeitet, welches sich in jedem Fall vollkommen anonymisiert aufbauen lässt.
Zu bemängeln ist also lediglich, das Google dies nicht von Anfang an transparent gemacht hat und es jetzt hinten rum heraus gekommen ist.
Lieber Herr Schaar, die wenigsten Leute verwenden ihren Realnamen als SSID, normalerweise ist das einfach die Default-Einstellung des Routers. Dazu kommt: aus den Verschlüsselungsdaten lässt sich NICHTS extrahieren, außer sehr exakte Statistiken wie sicher die deutschen WLANs sind.
Eine Karte für "Schwarzsurfer" wäre sogar richtig prima! Ich selbst hätte nichts dagegen mein WLAN zu öffnen, vorrausgesetzt mein Heimnetzwerk wäre abgegrenzt und gesichert. Das einzige was SIE denn befürchten müssen, ist, das es noch schwieriger wird die Anonymität im Netz abzuschaffen, denn, wenn ich mein WLAN öffne, kann JEDER über meine IP surfen.
Das dies natürlich mit den Zensurplänen nicht zusammenpasst, verstehe ich. Schließlich müsste die Staatsanwaltschaft plötzlich nicht nur den Anschlussinhaber rausfinden, sondern auch den Nutzer des Anschlusses. Dies stellt die Staatanwaltschaft vor größere Probleme und die Netzneutralität auf ein sichereres Fundament.
Und: Wer im Netz anonym sein will, wird dies sein. Es gibt genug Möglichkeiten, deren Auflistung ein eigenes Blog notwendig machen würde. Mit der Öffnung von WLAN-Netzwerken wäre nur dem kleinen Bürger geholfen, der nicht weiß wie er sich anonymisieren kann. Alle die ein berechtiges Interesse haben, anonym zu bleiben, sind das bereits jetzt und werden es auch in Zukunft sein, egal was die Bundesregierung sich für einen Kappes ausdenkt.
Aber, nochmal. Es geht hier nicht um Karten für Schwarzsurfer. Es geht hier um ein anonymes Positionierungssystem, auch wenn Karten für "Schwarzsurfer" ziemlich cool wären
Gruß
Aegre Reminiscens
PS: Bitte beachtet den Begriff "Schwarzsurfer". Ein ekliger Euphemismus. Schwarzsurfer tun etwas verbotenes, suggeriert dieser Begriff.
Die meisten Router sind heute werksmäßig verschlüsselt. Wenn jemand ein offenes Wlan hat, dann lädt er andere Leute ein, seine Leitung ins Internet kostenlos zu benutzen. Niemand entsteht ein Schaden und es ist eine Win-Win-Situation. Diese Offenheit und Freundlichkeit wird hier nicht honoriert, im Gegenteil. Leute die fremde, offene WLAN-Netzwerke nutzen werden hingestellt als Menschen die etwas schädigendes und Verbotenes tun. Der einzige dem sie schaden ist allerdings den Zensur- und Generalverdachts-Plänen unserer Bundesregierung, weil sie anonym bleiben!
Lasst uns einen stärkeren, besseren Begriff für Leute finden, die offene WLAN-Netze nutzen, ohne Schaden anzurichten!
Ich habe diesen Post gerade auch an
Maha geschickt (per Twitter) mit der Bitte um eine Analyse von "Schwarzsurfer". Ich würde mich freuen, wenn er sich zu Wort melden würde und mir erzählen, ob meine Analyse zutreffend ist, oder ob ich was übersehen habe.
Update von maha aka neusprechblog via twitter:
neusprechblog @aegrereminiscen die Analyse ist vollkommen korrekt!
Aegre Reminiscens - 23. Apr, 11:44